Haus Nossin

Groß-Nossin (nicht zu verwechseln mit dem Nachbardorf Klein-Nossin, früher "Nossinke" genannt, das ein Pirchsches Lehen war und zuletzt den Marwitz gehörte!) taucht bereits 1315 im Zusammenhang mit den Svenzonen auf und ist seit Ende des 14. Jahrhunderts der Mittelpunkt unseres Land­besitzes im südöstlichen Winkel des Stolper Landes.

Zum Kirchspiel Groß-Nossin gehörten außer Groß-Nossin selbst: Klein­Nossin, Kleschinz, Damerkow, Niemietzke, jerskewitz, Gloddow und Sa­viat, außer Klein-Nossin alles Dörfer, die stets oder durch lange Perioden in unserem Besitz waren. Groß-Nossin gehört zweifellos - ebenso wie die Stammsitze im nordöstlichen Teil des Kreises Rummelsburg (s. Barnow, Versin, Zettin) zu dem Gebiet, das vom "Lande Tuchen" aus kolonisiert wurde. Denn in diesem Zusammenhang wird es um 1390, also ein Jahrzehnt später als Barnow, Versin und Zettin, zuerst als Puttkarnerseher Besitz ge­nannt. Die zehn Jahre zeitliche Differenz passen gut mit der unterschiedlichen Entfernung zur Burg Tuchen (= Groß-Tuchen im späteren Kreise Bütow) zusammen. Die Linie, die von Nossin ihren Ausgang nimmt, zeigt dann eine erhebliche Ausstrahlungskraft sowohl nach Westen (Plassow-Lossin) wie nach Norden (Wollin), je 25-30 km Luftlinie, eine große Entfernung bei den damaligen Verhältnissen!

Bis etwa 1700 sitzt in Nossin das "ältere Haus Nossin", dessen Nachkom­men wir heute als "Haus Plassow-Lossin" (s. dieses) bezeichnen. Dann über­nimmt ein Lehnsvetter aus dem Ast WoHin die Besitznachfolge, zunächst in Nossin C. Nossin war damals wie viele Besitze in mehrere Teile zersplittert und anscheinend sehr verschuldet. Nossin A und B blieben noch Lehen des ursprünglichen Stammes (Plassow-Lossin), waren aber an die Zeromskis verpfändet und wurden, wohl nachdem der letzte nominelle Lehnsträger 1760 bei Torgau gefallen war, allodifiziert und definitiv an die Zeromskis veräußert. Erst 1802 konnten Nossin A und B von dem Besitzer von Nos­sin C zurückgekauft und somit ganz Nossin wieder vereinigt werden.

Zu Nossin gehörten damals noch Schottojslee und Kleschinz, nicht mehr jedoch die noch im 18. Jahrhundert - zeitweilig und anteilsweise - dazu­gehörigen Güter Niemietzke, Jerskewitz und Gloddow.

Auch durch Heirat im 18. Jahrhundert hinzuerworbene Besitze im Kreise Kammin (Zernlin und Nernitz) waren schon verloren. Nach den Befreiungskriegen stand das "Haus Nossin" auf vier männlichen Augen, denen der Brüder Albert und Eugen. Sie wurden die Stammväter unseres heute größten Hauses, wobei jedoch die Besitzverhältnisse der beiden Stämme sich sehr unterschiedlich entwickelt haben. Albert als dem älteren fiel der väterliche Besitz zu, Eugen sollte das im Lehnsgang durch das 1809 erfolgte Erlöschen dieses Hauses an Nossin gefallene Glowitz übernehmen. Nachdem er schon 1828 Kleschinz veräußert hatte, verkaufte Albert 1841 auch Nossin und Schottofske; der Bruder kaufte Nossin zwar noch im glei­chen Jahr zurück, verkaufte es dann aber 1847 endgültig. So ging einer der ältesten Sitze verloren. Man fragt sich heute, wie das möglich war. Geringe Rentabilität war wohl der Anlaß; sie hat aber allein wohl kaum den Aus­schlag gegeben, vielmehr auch die Tatsache, daß beide Brüder ihr Haupt­interesse im staatlichen Verwaltungsdienst sahen, in dem sowohl sie wie ihre Nachkommen sich dann auch besonders auszeichneten. Albert war damals Landrat des Kreises Randow (= Stettin) und besaß dort 1839-1850 das Gut Casekow. Aber auch dieses verkaufte er, als er seit 1849 Landratsposten in der Provinz Posen erhielt. Nie wieder haben seine Nachkommen Grund­besitz besessen. Über die Größe von Nossin zur Zeit des Verkaufs sind schwer Angaben zu machen. 80 Jahre später wird die Größe von Nossin und Schottofske mit 2300 ha an­gegeben.

Groß-Nossin heißt heute polnisch: Noiyno

und ist - wie die gesamten Kirchspiele Budow und Groß-Nossin des Stolper, Altkolziglow des Rummelsburger Kreises (hier zusätzlich noch Darsekow) - etwa 1960 dem Bürower Kreise zugeschlagen worden.

Materialien: Über die sehr komplizierten Besitzverhältnisse von Nossin liegt beim Familienarchiv eine ausführliche Darstellung von Friedrich-Karl v. Zitzewitz­ Muttrin.

Glowitz, das 1809 an Nossin fiel, im Nordosten des Stolper Landes gelegen, 1294 zuerst genannt, war bis dahin stets in demselben Stamm vererbt wor­den. Im 18. Jahrhundert hatte dieses Haus zeitweise auch in Gersdorf, Kreis Bütow, Besitz gehabt (1746-1795), der beim Erlöschen des Hauses bereits veräußert war. Nach dem übergang an Nossin war Glowitz fast ein halbes Jahrhundert lang verpachtet, zunächst wohl auch noch von weiblichen Des­zendenten des alten Glowitz bewohnt. Eugen, der es in der staatlichen Kar­riere bekanntlich bis zum Oberpräsidenten brachte, hat nie dort gewohnt, wurde aber dort begraben. Sein Sohn übernahm es Mitte der fünfziger Jahre, und dessen Sohn hat es dann bis 1945 bewirtschaftet und mußte auch noch Russen und Polen dort erleben.

Die Größe von Glowitz betrug (1921) 725 ha, davon rd. 2/3 landwirtschaftliche Nutzfläche, 1/3 Wald. Letzter Besitzer von Glowitz war 1898-1945 Gerhard (1859-1946).

Glowitz heißt heute polnisch: Gl6wczyce.

Ein Bruder des letzten Besitzers von Glowitz hat vorübergehend Landbesitz gehabt, nämlich 1908-1914 Lossin (s. Haus Plassow-Lossin), 1916 bis etwa 1926 Baumgarten, Kreis Dramburg (570 ha). Ein anderer Bruder lebte mit seiner Familie auf dem Glowitz benachbarten Zemmin, das aber nicht ihm, sondern seiner Frau, einer Weiher, gehörte.

Ein Großneffe des letzten Besitzers von Glowitz, der 1941 geborene Jesko, hat 1966 von seiner Mutter den seit etwa 1880 Oeynhausenschen Besitz Himmighausen bei Driburg/Westfalen geerbt. Er ist damit heute in Deutsch­land der einzige angesessene Puttkamer. Größe von Himmighausen 1973: 310 ha, davon 230 ha Wald, 40 ha landwirtschaft­liche Nutzfläche, 40 ha Wiesen.

Da er nach Glowitz offenbar nicht ziehen konnte oder wollte, hatte Eugen 1853 vom Grafen Dohna-Finkenstein Groß-Plauth im Kreise Rosenberg, West- beziehungsweise später Ostpreußen, gekauft. Hier und auf dem 1879 hinzugekauften Gallnau, Kreis Marienwerder, haben bis 1945 vier Genera­tionen Puttkarners gesessen.

Größe von Groß-Plauth 1945: 1269 ha, davon rd. 1000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche; Größe von Gallnau 1945: 367 ha, nur landwirtschaftlich genutzt. Letzter Besitzer von Plauth und Gallnau war 1906-1945 Adolf c:- 1869, verunglückt auf dem Treck 1945).

Groß-Plauth heißt heute polnisch: Plawtyw.

Ein Bruder des letzten Besitzers von Plauth besaß von 1913-1935 das ehe­mals Blumenthalsche Quackenburg, Kreis Stolp (918 ha), bei Lossin gelegen. Quackenburg heißt heute polnisch: Kwakowo.

Die größte und eigentlich nicht zu erwartende Besitzvermehrung erlebten aber die zunächst nicht angesessenen Söhne Eugens, als sie 1882 von dem kinderlosen Bruder ihrer Mutter, einer Zitzewitz aus Klein-Gansen, und von dessen Frau, einer geborenen v. Sprenger, zwei große Besitze erbten: nämlich das alte Zitzewitzsehe Lehen Nippoglense mit Gallensow und das zuletzt Sprengersche Karzin, beide im Kreise Stolp. So waren seit 1882 alle Söhne Eugens mit Grund und Boden versorgt - Glowitz, Karzin, Groß­Plauth, Nippoglense - und konnten ihn bis 1945 halten: eine selten glückliche Entwicklung! Die Zitzewitze haben, verständlicherweise, den Verlust von Nippoglense nie ganz verwunden. Nippoglense war Fideikommiß. Seine Größe betrug (1921) 2438 ha, davon rd. 2/3 Wald; Gallensow war 444 ha groß. Letzter Besitzer von Nippoglense war 1927-1945 Jesco (1902-1947). Nippoglense heißt heute polnisch: Niepogledzie,

Gallensow: Galezoui. Ein Bruder des letzten Besitzers von Nippoglense kaufte 1937 das schon im Kreise Lauenburg, aber unmittelbar an der Grenze des Kreises Stolp gelegene Restgut Bochow (rd. 292 ha) und hielt es bis 1945. Da er aber durch Adop­tion den Namen Zitzewitz führte und der Besitz auch mit dem durch die Adoption erworbenen Gelde gekauft worden war, handelt es sich hier eigent­lich nicht um Puttkamersehen Boden.

Bochow heißt heute polnisch: Bochowo.

Das ebenfalls vom Ehepaar Zitzewitz-Nippoglense ererbte Karzin ist ein altes Mitzlaffsches Lehn und liegt nördlich von Stülp. Seine Größe betrug (1921) 1053 ha, etwa zu gleichen Teilen landwirtschaftliche und forstwirtschaftliehe Nutzfläche. Letzter männlicher Besitzer von Karzin war von 1900-1941 Bernhard (1858-1941), Besitzerin nach seinem Tode bis 1945 seine Witwe Margarete geb. v. Puttkarner a. d. H. Nipkau (1863-1952).

Karzin heißt heute polnisch: Karzcino.

Ein Bruder des letzten männlichen Besitzers von Karzin besaß 1901-1914 Klein-Machmin und Schänwalde, Kreis Stolp (1972 ha), unweit der Ostsee­kiiste, und dann von 1914-1929 als letzter Puttkarner (s. Haus Plassow­Lossin und oben bei Glowitz) Lossin, 1916-1920 auch Sanskow (454 ha). Lossin war unter ihm zuletzt rd. 425 ha groß; davon waren rd. 300 ha landwirt­schaftliche Nutzfläche, der Rest Wald und Wiesen.